Reitkunst für

Islandpferde

Katharina & Gjafar

katharina gjafar

Gjafar vom Rittershof habe ich 2009 nach langem Suchen bei einem Züchter entdeckt. Ich wollten gerne einen Isländer vom alten Schlag, also mit kräftigem Fundament und einem ordentlichen Stockmaß und natürlich sollten mindestens 4 Gänge vorhanden sein.

Dass uns genau diese Kombination später Schwierigkeiten bereitet, war zu Beginn nicht ersichtlich. Als ich Gjafar gekauft habe, war er knapp 4 Jahre alt und kam direkt von der Fohlenweide, er war somit noch komplett roh und unverdorben. Gleich nach seinem Umzug mussten wir feststellen, dass das süße Pony einen unglaublichen Dickkopf hatte mit dem er sogar versuchte Holzwände einzuschlagen wenn z.B. sein Futtereimer nicht schnell genug bei ihm war. Deshalb hatten wir lange Zeit mit der Grunderziehung zu kämpfen.

Als Gjafar die Grundschule einigermaßen gut gelernt hatte, fing ich mit knapp 5 Jahren an ihn einzureiten. Ab diesem Zeitpunkt gingen die Probleme los.

Gjafar ist zwar Fünfgänger, allerdings hat er eine massive laterale Passverschiebung, weshalb er eigentlich nur Schritt (selten im Viertakt), etwas Tölt und Wackelpass laufen kann. Traben ist unmöglich und galoppieren konnte er lange nicht richtig. Selbstverständlich habe ich viel vom Boden aus gearbeitet, aber eben nur das, was ich aus dem Reitunterricht von früher kannte. Das hatte wenig mit der korrekten Gymnastizierung zu tun und Gjafar bekam immer mehr Probleme mit seiner Hinterhand. Erst fiel mir auf, dass er an den Außenseiten der Hinterhufe rote Flecken bekam, was für eine starke Überlastung spricht. Dann konnte er immer schlechter bergauf laufen (auch ohne Reiter), teilweise nur ein paar Schritte am Stück, dann musste er wieder anhalten und die Hinterbeine im Wechsel entlasten. Da ich selbst Huforthopädin bin, konnte ich zwar die Hufe wieder in den Griff bekommen, aber am Rest konnte ich erstmal nichts ändern. Eine befreundete Isländer-Züchterin hat mir schon früh geraten, mich dringend mit der akademischen Reitkunst zu beschäftigen. Da es aber in unserer Region niemanden gab, bei dem man hätte Unterricht nehmen können, habe ich diesen Ratschlag ignoriert.

Nach einer langen Odyssee mit Osteopathen, Physiotherapeuten, verschiedenen Unterrichtsformen, unterschiedlicher Ausrüstung und einem Stallwechsel habe ich mich dann doch endlich mit dem Thema „Akademische Reitkunst“ beschäftigt. Auf einmal habe ich begeisterte Pferdeleute in meiner Umgebung gefunden, die mir helfen konnten. Hauptsächlich haben uns Anja und Glæðir richtig weiter gebracht. Gjafar haben die neuen Übungen auf Anhieb unglaublich Spaß gemacht. Immer, wenn ich mit dem Kappzaum in den Stall komme, wiehert er und steht schon am Ausgang bereit. Durch seine Einschränkung mit der Hinterhand kommen wir zwar nur langsam vorwärts, aber dafür kann Gjafar freilaufend endlich galoppieren und hat eine wunderschöne Selbsthaltung bekommen. Er hat jetzt selbst eine Idee davon, wie man sich mit den eigenen vier Beinen vernünftig tragen kann und er ist somit nicht mehr dazu gezwungen, im Wackel-Pass-Tölt festzuhängen.

Mit dem Online-Seminar von Bent Branderup, dem Besuchen von Kursen, dem Unterricht von Susanne Waltersbacher von Reitkunst-Südwest und den Treffen mit Anja haben wir unglaublich viel gelernt.

Bei einem Kurs über Equikinetic nach Geitner bei Andrea Hauser haben wir das Zeitintervall-Training kennen gelernt, was wir seither immer mal wieder in unsere Arbeit der akademischen Reitkunst mit einfließen lassen. Gjafar findet die konsequenten Wechsel zwischen Arbeit und Pause sehr angenehm. Er weiß mittlerweile sogar schon, was das Piepsen des Timers bedeutet und kann eigenständig sehr schnell zwischen Entspannung und der korrekten Biegung wechseln. Ich habe fast den Eindruck, dass ihn das noch mehr motiviert, weil er genau weiß, dass er sich oft und regelmäßig lösen kann.

Er entwickelt sich wirklich fantastisch und hat vor kurzem unserem Erfolgsweg ein Sahnehäubchen aufsetzen können: Bei einem gemeinsamen Ausritt mit einer Freundin waren das erste Mal seine Wechsel zwischen Tölt und Pass besser zu kontrollieren und er ist das erste Mal, seit ich ihn kenne (und das sind jetzt schon 5 Jahre), richtig mit Reiter galoppiert. Er ist erst etwas wackelig in den Galopp gesprungen und insgesamt war es mehr ein Hüpfen als Springen, aber er hat es durchgehalten über mehrere hundert Meter. Wir waren so stolz, also, er auf sich und ich auf ihn, und überglücklich, dass wir diese Hürde auch endlich hinter uns lassen können. Freilaufend galoppiert er schon länger wunderschön mit einer schicken Aufwärtsgaloppade, aber eben bisher noch nie mit Reiter. Aus dem Puschelpony wird tatsächlich mit der Zeit ein tolles Reitpferdchen.

Ich bin gespannt, wo uns unser Weg noch hinführt, es ist auf jeden Fall ein gesunder Weg.

Gjafar eine halbe Stunde alt

Gjafar als Fohlen - eine halbe Stunde alt

(Text und Fotos: Katharina)